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Routinen – warum sie so wichtig sind

[Lesezeit: 10 Minuten]

Routinen sind langweilig? Routinen tun gut? Routinen sind schädlich? Routinen sind nervig? Routinen sind wichtig?

Wie denkst du darüber?

Ich schreibe diesen Text gerade mit dem 10-Finger-System auf meiner Tastatur. Das geht bei mir ohne nachzudenken. Ich weiß, wie die Worte geschrieben werden, welches ich gerade schreiben möchte und meine Finger sausen über die Tastatur, ohne, dass ich zu überlegen brauche, wohin ich meine Finger bewegen muss. Gut vielleicht bekomme ich irgendwann Muskelkater in den Fingern. Doch das 10-Finger-System ist bei mir zu einer nützlichen Routine geworden.

Was ist eine Routine, eine Gewohnheit?

Von Routinen spricht man, wenn eine Handlung durch mehrfaches wiederholen zur Gewohnheit wird. In dem Wort steckt das Wort Route (= Straße, Weg, Bahn, Spur, vorgeschriebene Wegstrecke). Also eine Handlung, die im Gehirn immer genau denselben Weg nimmt. Je öfters du sie vollziehst, umso dicker und schneller wir diese Spur.

Es ist die Fähigkeit eine bestimmte Tätigkeit sicher, schnell und überlegen durchzuführen. Du machst es automatisch und es fällt dir leicht, weil das Gehirn sich dabei nicht anstrengen muss.

Welche Routinen nutzt du im Alltag? Was kannst du alles, ohne darüber nachzudenken?

Bestimmt fallen dir mindestens drei Gewohnheiten ein.

….

Und, hast du drei gefunden?

….

Routinen sind z.B. Zähne putzen*, sich anziehen**, Suppe löffeln, Brot schmieren, Kaffee kochen, telefonieren, schwimmen, Rad fahren***, Auto fahren, über die Straße gehen.

* Ohne nachzudenken, greifst du nach der Zahnbürste, nach der Zahnpasta, öffnest die Tube, kremst die Bürste … während du das alles tust und dabei tausend Muskeln bewegst, hat dein Gehirn eine Erholungspause.

** Hast du einem Kindergartenkinder beim Schuhe zubinden zugesehen? Eine Schleife zu binden fällt zuerst schwer und ist mühselig – ein paar Monate später ist es zur Routine geworden.

*** Du brauchst nicht jedes Mal darüber nachzudenken, welche Muskeln du bewegen musst, wenn du auf dein Fahrrad steigst und losradelst.

All diese Routinen hast du irgendwann begonnen und wiederholt bzw. entwickelt bis es ein Automatismus wurden. So dass du nicht mehr über jede Bewegung und jede Abfolge nachdenken musst. Und das bedeutet für dein Gehirn: es muss weniger arbeiten.

Völlig normal, dass du länger brauchst, wenn du eine Lasagne zum ersten Mal machst oder wenn du bei einem Referat zum ersten Mal mit Beamer arbeitest. Dein Gehirn kennt die einzelnen Handgriffe und Abläufe noch nicht.

Wenn du dagegen wöchentlich eine Lasagne machst oder ein Referat mit Beamer hältst, merkst du, dass dir die Abläufe leichtfallen. Die Bahnen in deinem Gehirn sind von einfachen dünnen Verknüpfungen zu dicken „Autobahnen“ geworden, also automatisch ablaufende Verschaltungen – einfach, weil der Reiz da immer wieder, täglich, wöchentlich durchläuft. Damit wird es dir zur Gewohnheit.

Routinen sind Pausen für dein Gehirn

Dein Gehirn kann viel, muss aber eben ständig Energie aufbringen. Besonders für Dinge, die neu oder ungewohnt sind, oder die einem nicht liegen, (wie z.B. bei manchen die Steuererklärung, Mathe, Latein oder Sport machen) braucht es viel Energie. Deshalb ist es eine fantastische Möglichkeit, mit Routinen dein Gehirn zu entlasten.

Hast du dir schon einmal überlegt, wann dein Gehirn schläft? Nein?

Dein Gehirn schläft nie! Es arbeitet 24/7 – also täglich 24 Stunden.

Eigentlich ist unser Gehirn faul. Es tut nichts lieber als faul sein. Darum liebt das Gehirn Routinen, weil sie wenig Energie kosten. Bei Routinen geht dein Gehirn in den Sparflamme-Modus.

Schau dir den Versuch von Ratten im Labyrinth an.

In diesem Versuch wurde die Hirnaktivität von Ratten bei einem Routine-Experiment überwacht. Die Ratten durchliefen jeden Tag das gleiche Labyrinth und erhielten am Ende eine Belohnung. Schon nach einer Woche sah man einen Effekt in der Hirnaktivität.

Sie benötigten deutlich weniger Hirnarbeit, um den Weg durch das Labyrinth zu finden und somit die Aufgabe zu lösen. (aus: Charles Duhigg, The Power of Habit)

Vorteile von Routinen

  • Dein Gehirn muss für die gleiche Tätigkeit nachweislich weniger Arbeit
  • Du musst weniger bewusste Entscheidungen treffen.
  • Bestimmte Tätigkeiten werden so automatisiert.
  • Routinen strukturieren deinen Alltag und sorgen für mehr Organisation.
  • Routinen sparen dir Zeit.

Gute Routinen können dir also einen entscheidenden Vorteil verschaffen!!!

Allerdings – und jetzt kommt der Haken – Routinen müssen erst eingeübt werden.

Gute und schlechte Routinen

Schlechte Gewohnheiten hat jeder (bewusst oder unbewusst):

  • TV schauen und Chips/Schokolade essen
  • E-Mail bekommen und die aktuelle Tätigkeit unterbrechen
  • Nachdenken und Nägel kauen
  • Notebook öffnen und sich gleich im Internet ablenken

Der Grund dafür ist, dass sich schlechte Routinen leicht in den Alltag einschleichen können, während gute Routinen meist bewusst entwickelt werden müssen. Wenn du schlechte Gewohnheiten bemerkst, solltest du dir überlegen, ob du diese nicht ändern möchtest.

Um gute Routinen zu entwickeln ist sicherlich ein wenig Disziplin erforderlich. Sind sie aber einmal in Fleisch und Blut übergegangen bieten sie dir zahlreiche Vorteile. Gewohnheiten, die dich weiterbringen, sind auf jeden Fall gute Gewohnheiten.

Ein paar Beispiele für positive Routinen:

  • Aufstehen und dann Gymnastik, Yoga, Joggen oder Meditation
  • Alle 30 Minuten ein Glas Wasser trinken
  • Sich Fünf-Minuten-Auszeiten gönnen
  • Dem Kollegen/Mitschüler freundlich begegnen
  • Am Abend den nächsten Tag planen

 Schlechte Gewohnheiten verändern

So, es gibt also gute Gewohnheiten und schlechte Gewohnheiten. Also Gewohnheiten, die dich weiterbringen und solche, die dir schaden und die du vielleicht gar nicht haben willst.

Blöd nur, du kannst Gewohnheiten nicht einfach löschen. Die Autobahnen in deinem Hirn kannst du nicht einfach ausradieren. Du kannst sie nur durch Angewöhnen einer neuen, gewünschten Routine ändern.

Und wie im Fall des Ratten-Versuchs musst du eine Zeit lang durchhalten, bis eine Tätigkeit wirklich zur Gewohnheit wird. Für einfache Routinen benötigst du mindestens 20-30 Tage, für andere Routinen braucht es bis zu 90 Tage.

Routinen lassen sich am besten entwickeln in kleinen Etappen.

Setze dir realistische, erreichbare Ziele.

Sei dir klar über dein „Warum“. Welchen Benefit ziehst du aus der Routine?

Und wichtig: Belohne dich jedes Mal dafür!

Manchmal schleichen sich Gewohnheiten auch wieder aus. Dann hilft nur, nicht verzagen und wieder neu anfangen. Beim zweiten Mal geht es auf jeden Fall schneller.

So habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Morgen 5 Minuten den Morgengruß auf meiner Yogamatte zu machen. Und trotzdem gibt es immer wieder Tage und Wochen, an denen es mir nicht gelingt. Dann setze ich wieder neu auf.

Möchtest du neue, gesunde Routinen in Deinem Alltag, deinem Leben etablieren?

Ü 1: Überlege dir eine kleine Handlung, die du ab heute in deinen Tagesablauf einbinden möchtest. Und dann bleib für 30 Tage am Ball. Drucke dir das Arbeitsblatt "dont_break_the_chain" aus und kreuze jeden Tag an, an dem du erfolgreich warst. So machst du deinen Erfolg auch sichtbar.

Wenn du möchtest, schreibe mir gerne, was du ab JETZT verändern wirst und wie es dir gelungen ist.  

Wenn es dir schwerfällt, das für dich alleine zu praktizieren, hol dir Unterstützung. Ich helfe dir gerne.

Herzliche Grüße

Deine Martina Harling
von LernRaum am See

Warum macht es Sinn sich …

  • für morgens und abends eine Routine zuzulegen?
  • verschiedene Tagesroutinen einzubinden?
  • verschiedene Tätigkeiten mit Routinen einzuleiten?

Im nächsten Blogartikel erfährst du mehr zu diesen Themen.